Mensch und Tier unter Dach und Fach
Ländliches Wohnen im Tecklenburger Land anno 1788
Christof Spannhoff
„Bald danach durchquerten wir das weite, trostlose, unfruchtbare und schauerliche Westfalen [...]. In großen Hütten, die man Häuser nennt, lebt eine Art von Tieren, die man Menschen nennt, in dem herzlichsten Beieinander mit anderen Haustieren“, stellte der französische Philosoph Voltaire (1694–1778) 1750 anlässlich einer Reise durch Westfalen über die Behausungen der dort lebenden Landbevölkerung fest. Dieses harte Urteil des französischen Aufklärers über das ländliche Wohnen in Westfalen sollte allerdings nicht unkommentiert bleiben.
1767 veröffentlichte der Osnabrücker Staatsmann Justus Möser als Antwort auf Voltaires Kritik seine positive Schilderung der Lebens- und Arbeitsweise in einem niederdeutschen Hallenhaus, die unter dem Titel erschien: „Die Häuser des Landmanns im Osnabrückischen sind nach ihrem Plan die besten“. Darin werden die wirtschaftlichen und sozialen Vorzüge der ländlichen Wohnungen geschildert, in denen „alles unter Dach und Fach“ war.
Doch Möser war nicht der einzige, der die Vorteile der westfälischen Bauernhäuser lobte. Speziell für das Tecklenburger Land ist die Beschreibung eines typischen Tecklenburger Bauernhauses durch den Tecklenburger Hoffiskal August Karl Holsche (1746–1831) aus dem Jahr 1788 überliefert, die direkt Bezug auf Voltaires Beurteilung nimmt.
So schreibt Holsche: „Die Art zu bauen in der Grafschaft Tecklenburg hat etwas eigenthümliches, ist dem Zustande, worin die Landbewohner sind, so angemessen, daß die Häuser, so wie sie itzt eingerichtet werden, keiner Verbesserung fähig sind. Es ist wahr, der Bauer hat alle seine Früchte und sein Vieh bei sich im Hause, es ist aber nicht wahr, daß er mit den Schweinen aus einem Topfe ißt und alles durcheinander gehet.“