Das Abenteuer USA startete (nach Zwischenlandungen in Reykjavik und Goose Bay in Kanada) im Hotel Paris in New York. Bereits am ersten Tag nach der Anreise begannen die Konzerte: „Morgens Probe und Konzert im City College, dessen Gast wir mittags waren. Hinterher ‚Stunde der Begegnung‘ mit einigen College-Studenten. Abends kurze Probe und Konzert in der Townhall; nicht so gut besucht, aber herzlicher Beifall.“, notierte die damals 32jährige Renate Brockpähler am 1. Oktober. Am 3. Oktober ging es für die Gruppe nach Philadelphia, wo sie von der „German Society of Pennsylvania“ empfangen und in Gastfamilien untergebracht wurden. Ähnlich verlief es auch an den anderen Orten: Die Chormitglieder wurden entweder bei privaten Gastfamilien oder in den Colleges untergebracht. In Greensburg, Pennsylvania übernachteten sie bei Benediktinerinnen.
Der Chor sang religiöse und säkulare Lieder, unter anderen von Bach, Mozart, Johann Strauss und Carl Orff. In Renates Notizen, die dem Album beiliegen, ist meist die Rede von großer Begeisterung des Publikums.
Das Fotoalbum zeigt auch die kulturellen, landschaftlichen und städtebaulichen Unterschiede der verschiedenen Orte, die der Chor besuchte. Von zahlreichen Fotos New Yorks und Bildern eines Football-Spiels am Morningside College in Iowa über Zeugnisse vom „Cattle Brading“ und dem „Wilden Westen“ in Nebraska bis hin zu Eindrücken aus dem French Quarter in New Orleans – das Fotoalbum der Chorreise gewährt uns spannende fotografische Impressionen aus dem Amerika der späten 50er Jahre.
In ihren Tagebüchern, die Renate Brockpähler während ihrer Jugend in den 1930ern und 40ern schrieb, fällt bereits ein Interesse für das politische Geschehen auf, das sich, wenn auch nur in Form von kurzen Kommentaren, auch in dem Fotoalbum spiegelt. So findet sich auf der Seite des Besuchs am GustavusAdolphusCollege in Minnesota der Kommentar „das College mit den schlimmsten Pledges-Bräuchen“ neben einem Foto von Anwärterinnen für eine Sorority, einer Verbindung für Studentinnen, die Schilder mit der Aufschrift ‚I am a Pledge‘ tragen. Die „Pledges-Bräuche“ beinhalten zahlreiche demütigende Rituale für die Anwärterinnen, ehe diese in die Verbindung aufgenommen wurden. Zwischen den Seiten zu ihrem Aufenthalt in New Orleans (Louisiana) und Atlanta (Georgia) finden sich auf einer Seite mit dem Titel „Im Süden: Das Rassenproblem“ Fotos, die unter anderem die Schriftzüge an den Umkleidekabinen eines Schwimmbads zeigen: „Ladies“, „Men“ und „Colored“, außerdem Fotos afroamerikanischer Arbeiter, Kinder sowie eines obdachlosen Mannes. Auch in ihrem Gesamtbericht von der Fahrt, der dem Fotoalbum beiliegt, thematisiert Renate die „Pledges“ und Gespräche über „das Rassenproblem“ mit ihren „Hosts“ (Gastgebern).