Lucinda Jäger
Über die Schicksale von Münsteraner:innen in der Zeit des Nationalsozialismus, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder aus sozialrassistischen Gründen verfolgt wurden, ist bis heute vergleichsweise wenig bekannt. Homosexuelle Männer und Frauen, Sinti:zze oder Roma:nja oder Menschen aus sozialen Randgruppen, die als nonkonform galten, wurden durch den NS-Staat massiv ausgegrenzt, drangsaliert und ermordet. Sie wurden beispielsweise zwangssterilisiert, gefoltert, und in Konzentrationslager verbracht. Viele der überlebenden Betroffenen litten weit über das Jahr 1945 hinaus unter fortdauernden Diskriminierungen und den physischen und psychischen Folgen des Staatsterrors. Ihre Verfolgungserfahrungen wurden häufig weder angemessen noch ausreichend gewürdigt und Entschädigungsleistungen blieben für sie nahezu völlig aus. So bestrafte die Bundesrepublik Deutschland beispielsweise Homosexuelle weiterhin auf Basis eines NS-Gesetzes (§ 175a, StGB); eine schrittweise Entkriminalisierung erfolgte erst ab dem Jahr 1969.