Niklas Regenbrecht
„Reformen kommen, Reformen vergehen. Der Kreis Lübbecke bleibet bestehen!“ dichtete der Oberkreisdirektor von Lübbecke, Rolf Momburg, 1967 im Zuge der Diskussionen um die kommunale Gebietsreform. Dass er damit auf Dauer falsch liegen sollte, zeigte sich spätestens sechs Jahre später. In den 1960er und 1970er Jahren wurden im Rahmen dieser Reform zahlreiche Kreise in Nordrhein-Westfalen neugegliedert. Häufig handelte es sich dabei um Zusammenlegungen zweier zuvor selbstständiger Kreise. So entstand 1973 auch der Kreis Minden-Lübbecke. Zum 50. Jubiläum hat der Historiker und Mitglied der Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen Sebastian Schröder eine Festschrift vorgelegt. Wer nun denkt, Verwaltungsgeschichte und erst recht die Geschichte einer Strukturreform seien eine trockene Angelegenheit, wird hier eines Besseren belehrt.
In über dreißig kurzen Kapiteln aufgeteilt in vier übergeordnete Abschnitte werden verschiedene Aspekte des Lebens in der Region Minden-Lübbecke der 1960er und 1970er Jahre anschaulich dargestellt. Dabei geht es der Themenstellung gemäß um Verwaltungshandeln und das Reformgesetz, aber ebenso um das Alltagsleben der Menschen.
Im ersten Abschnitt widmet sich Schröder dem Wandel die Lebensverhältnisse in den 1960er und 1970er Jahren in Minden-Lübbecke, mithin der gesellschaftlichen Ausgangslage. Konkret beschäftigt sich der Autor hier etwa mit der „68er-Revolution“, Geschlechterbildern und deren Wandel, dem Fernsehkonsum, der Ölkrise und der „schweinereichen“ Landwirtschaft.