Eine Neuerscheinung über die Dinge, die eine (Beckumer) Stadtgeschichte ausmachen

11.02.2025 Niklas Regenbrecht

Einband der Publikation „Beckumer Stadtdinge“.

Niklas Regenbrecht

Die Ersterwähnung von Beckum als Stadt im Jahre 1224 gibt Anlass auf 800 Jahre Stadtgeschichte zurückzublicken. Eine Publikation der Stadt und des Heimat- und Geschichtsvereins Beckum tut das auf besondere Weise. Anders als die dortigen Publikationen zum 700. oder 750. Jubiläum oder so manch monumentale Ortsgeschichte, die über Jahre zum guten Ton eines runden Ortsjubiläums gehörte, handelt es sich bei diesem Band um keine Gesamtdarstellung. Stattdessen wird die Geschichte der Stadt anhand von 50 Objekten erzählt. Diese stammen aus den Sammlungen des Stadtmuseums und des Heimat- und Geschichtsvereins, aber auch aus Privathaushalten. Neben erwartbaren, „historisch bedeutsamen“ Objekten stehen also auch die kleinen, zunächst unscheinbaren Dinge des Alltags. „So entstand ein neuer Blick auf die Beckumer Stadtgeschichte, mal persönlich und wehmütig, mal objektiv und sachlich, aber immer mit Sachverstand und Leidenschaft verfasst.“ Diesem Versprechen des Klappentextes ist man nach der Lektüre geneigt zuzustimmen.

Jedem der 50 Objekte ist eine Doppelseite gewidmet, wobei jeweils eine Seite den ansprechenden Fotografien vorbehalten ist, von denen die meisten vom Bielefelder Fotografen Veit Mette neu aufgenommen wurden. Die Kürze der Texte sorgt dafür, dass die insgesamt 19 Verfasserinnen und Verfasser schnell auf den Punkt kommen müssen. In knappen Worten ein Objekt vorzustellen und zugleich das Wesentliche der dahinterliegenden viel größeren Geschichte zu erzählen oder zumindest anzudeuten, ist die Kunst, die hier gelingt.

Übersicht über alle 50 „Beckumer Stadtdinge“ (S. 14-15).

Um was für Objekte handelt es sich nun? Die Urkunde der Ersterwähnung von 1224 ist natürlich enthalten, wobei hervorgehoben wird, dass es sich freilich nicht um eine Gründungsurkunde handelt. Dass Beckum zu diesem Zeitpunkt eine Stadt ist, wird nur beiläufig erwähnt, indem der Bischof von Münster verschiedenen Städten der Umgebung untersagt, Hörige des Klosters Marienfeld aufzunehmen.

Es folgen in chronologischer Sortierung mittelalterliches Kunsthandwerk, Gebäude, wichtiges Schriftgut, wie das Bürgerbuch von 1464 oder die Polizeiordnung von 1592. Daneben stehen Gebrauchsgegenstände wie eine Eiserkuchenzange, ein Nachtwächterhorn, ein Löscheimer, Zinngeschirr oder eine Flasche des Beckumer Stiefel-Biers, anhand der die Geschichte des Beckumer Brauwesens in Kürze zusammengefasst wird. Für die jüngere Vergangenheit werden beispielsweise ein Tagebuch, Notgeld, eine Abiturientenmütze, Autokennzeichen oder die neuen Postleitzahlen vorgestellt. Schließlich darf im Falle von Beckum auch ein Beitrag über die Beckumer Anschläge nicht fehlen. Manche dieser Objekte sind tatsächlich sehr spezifisch für die Stadt Beckum, andere wiederum könnte man mit wenigen Änderungen so auch in jeder Stadtgeschichte finden.

Eine Geschichte oder ein spezifisches Thema anhand einer meist runden Zahl von Objekten zu erzählen, hat eine gewisse Konjunktur. In Publikationen anlässlich von Jubiläen oder in Ausstellungen findet sich diese Herangehensweise in letzter Zeit häufiger. Im vorliegenden Fall gelingt es auf diese Weise bestens Einblicke in eine Stadtgeschichte allgemeinverständlich darzustellen, mit Texten, die kurzweilig zu lesen sind und einer Gestaltung, die angenehm zurückhaltend die beachtlichen Objektfotografien präsentiert.

 

Bibliographische Angaben:

Stadt Beckum und Heimat- und Geschichtsverein Beckum (Hg.): Beckumer Stadtdinge. In 50 Objekten durch 800 Jahre bewegter Geschichte, Beckum 2024.