Christiane Cantauw
Wie viele Dinge besitzen wir eigentlich? Statistiken zeigen, dass gegenwärtig jede Person in Mitteleuropa rund acht- bis zehntausend Gegenstände besitzt. Für die vielen Dinge benötigen wir immer größere Wohnungen, die sich im Laufe unseres Lebens mit immer neuen Sachen anfüllen. Gleichzeitig verschwinden andere, weil vieles weggeworfen wird, wenn es beschädigt, unmodern, überflüssig oder abgenutzt ist. Mit dem Hyperkonsum seit den 1980er Jahren wurden Reparieren, Weitergeben, Umnutzen, Flicken und Stopfen zunehmend unmodern; oft waren diese Tätigkeiten auch gar nicht mehr vorgesehen. Viele Elektrogeräte wurden beispielsweise so gefertigt, dass man sie nicht zerlegen konnte, um Reparaturen vorzunehmen, oder dass kaputte Elektrokabel nicht ausgetauscht werden konnten. Nicht selten ging auch Knowhow verloren, darüber, wie man beispielsweise Löcher stopft, Socken anstrickt, einkocht oder Fahrradreifen flickt.
Eine Sonderausstellung im Bielefelder Historischen Museum, die noch bis Jahresende 2024 gezeigt wird, hat das komplexe Gefüge aus Konsum, Abfall, Sammeln und Wertschätzen nun zum Thema gemacht. Fünf Themeninseln erwarten die Besucher:innen; auf ihnen geht es um „Kaufen und Verbrauchen“, „Wegwerfen und Entsorgen“, „Reparieren und Selbermachen“, „Wieder- und Weiterverwerten“ und „Wertschätzen und Umdenken“. Das Museumspublikum erfährt, dass Menschen auch in der Vorgeschichte bereits Müll produziert haben – allerdings weitaus weniger als wir heute. Nur das, was völlig kaputt war und damit wirklich unbrauchbar, wurde weggeworfen. Zum Glück, sagen die Archäolog:innen heute, denn aus dem Inhalt von Abfallgruben lässt sich so manche Information über das Alltagsleben vergangener Zeiten herauslesen.