„Operation Rebhuhn“

12.06.2020

Ansicht des Gallery Walks an der Villa ten Hompel. Foto: Jan Uckelmann.

„Operation Rebhuhn“

Der Gallery Walk der Villa ten Hompel in Münster als Ausstellung in Zeiten von Corona

Jan Uckelmann

Mit der Wiedereröffnung der Dauerausstellung hat sich das Team der Villa ten Hompel in Münster etwas Besonderes ausgedacht, um den Corona-bedingten Einschränkungen beim regulären Angebot des Geschichtsortes entgegenzuwirken: Den "Gallery Walk". Seit dem 8. Mai wird unter dem Titel "KZ-Außenlager - Zufluchtsort - Denkort?" am Außenzaun des Grundstücks die 150-jährige Geschichte des alten Eisenbahntunnels bei Lengerich als markanter Geschichtsort im nördlichen Münsterland veranschaulicht.

14 großformatige Plakate informieren über die bewegte Geschichte und aktuelle Forschungsergebnisse. Die Funktion des Eisenbahntunnels als KZ-Außenlager und Fertigungsstätte für Flugzeugteile unter dem Tarnnamen "Rebhuhn" steht dabei nachvollziehbar im Fokus. Selbstverständlich findet man aber auch beispielsweise ausführliche Informationen zur Entstehung und Bedeutung des Bauwerks Mitte des 19. Jahrhunderts oder zu seiner Rolle als Zufluchtsort für die ortsansässige Bevölkerung während des 2. Weltkrieges. Auch die "Wiederentdeckung" des Komplexes in den 1980er Jahren und die daraus resultierende Auseinandersetzung mit seiner Geschichte und der Frage nach der Erinnerungswürdigkeit des Ortes wurden als Teil des Projekts behandelt.

Ansicht des Gallery Walks an der Villa ten Hompel. Foto: Jan Uckelmann.

Die Mini-Ausstellung beschränkt sich nicht auf eine distanzierte Informationswiedergabe, sondern lässt durch die Verwendung von Originalaufnahmen und Ausschnitten aus Zeitzeugenberichten ein persönliches und facettenreiches Bild entstehen. Dabei sticht vor allem der Bericht eines britischen Geheimdienstoffiziers hervor, welcher den Tunnel zum Kriegsende mit seiner Einheit passierte und seine lebhaften Eindrücke später als "Auszüge aus dem Militärbericht eines F. S. O." dokumentierte.

Die Sonderausstellung ist in Zusammenarbeit mit Studierenden der WWU bereits 2012 konzipiert worden. Sie auf diese unkonventionelle Art einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dadurch gleichzeitig den aktuellen Einschränkungen entgegenzuwirken, ist eine wunderbare Idee. Einzig der Verkehrslärm auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring könnte angesichts einer sehr textlastigen Präsentation der Inhalte störend wirken. An langen Sommerabenden und den Wochenenden dürfte dies aber kein Hindernis darstellen.

Die Sonderausstellung ist noch - selbstverständlich unabhängig von den Öffnungszeiten - bis zum 26. Juni am Außenzaun der Villa ten Hompel, Kaiser-Wilhelm-Ring 28, Münster zu sehen. Online ist zudem jederzeit ein Interview der Westfälischen Nachrichten mit Historiker und Villa-Mitarbeiter Thomas Köhler zum Eisenbahntunnel abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=NoCSB_gxnlY