Palavern für die Wissenschaft: Die neue Sprach-App PALAVA

21.07.2023 Marcel Brüntrup

Die PALAVA-App

Maila Seiferheld

Nordrhein-Westfalen ist in vielen Bereichen durch eine große Vielfalt gekennzeichnet – auch in der Sprache. Zwischen Aachen und Minden, Rheine und Siegen, Kleve und Winterberg zeigen sich sprachlich gesehen viele Gemeinsamkeiten, aber auch zahlreiche Unterschiede. Wird die Großmutter Oma oder Omma genannt? Verabschiedet man sich mit Tschö oder Tschüss? Und wie wird das Endstück des Brotes genannt: Knust, Knäppchen oder Krüstchen?

Über die aktuellen Umgangssprachen ist bisher wenig bekannt. Es fehlen umfangreiche Daten von den Sprecherinnen und Sprechern. Diese Lücke soll die Sprach-App PALAVA – ein Kooperationsprojekt der Landschaftsverbände Westfalen-Lippe und Rheinland (LWL und LVR) – schließen. Alle Menschen aus NRW können die App auf ihr Smartphone laden und spannende Fragen zu ihrer alltäglichen Sprache beantworten.

In diesem Blogbeitrag sollen zunächst die Funktionen der PALAVA-App kurz vorgestellt werden. In einem späteren Beitrag werden erste Ergebnisse gezeigt, die auf Grundlage der bisher mit PALAVA gesammelten Daten gewonnen wurden.

Mitmachen: Die Sprachdaten-Erhebung

Screenshots der PALAVA-App: Startbildschirm, Angabe Herkunftsort, Aufgabenübersicht, Aufgabe Bildbenennung

Über den Startbildschirm gelangt man über die Funktion „Mitmachen“ zum Herzstück der App. Hinter den Icons mit Fragezeichen sind Aufgaben versteckt. Bei den meisten Aufgaben handelt es sich um Bildbenennungen. Mit der Aufnahmefunktion des Smartphones kann die Antwort einfach eingesprochen werden. Nach dem Absenden der Antwort gelangt man direkt zur nächsten Aufgabe. Die Aufgaben sind in 9er-Blöcke eingeteilt, wobei die letzte Aufgabe eines Blocks jeweils eine besondere Expert:innen-Aufgabe darstellt. Was das genau bedeutet, darf in der PALAVA-App entdeckt werden…

Bevor mit den Sprachaufnahmen gestartet werden kann, müssen ein paar Angaben über die Person gemacht werden. Am wichtigsten für die Auswertung ist dabei die Angabe eines Ortes. Dabei geht es um den Ort der sprachlichen Prägung, d. h. der Ort, an dem man aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Die Angaben sind dabei anonym und lassen keine Rückschlüsse auf die Person zu. Bei der Auswertung der Daten geht es nie um eine einzelne Person, sondern um Gruppen, die sich durch Gemeinsamkeiten auszeichnen. So kann beispielsweise untersucht werden, ob jüngere Menschen anders sprechen als ältere, weibliche Personen anders als männliche oder Bewohnende größerer Städte anders als Menschen in ländlichen Regionen. Im Fokus der Auswertung steht vor allem aber die Frage nach sprachlichen Räumen, ob sich also in NRW bspw. ein klarer „Kartoffelpuffer“-Raum gegenüber einem „Reibeplätzchen“- und einem „Reibekuchen“-Raum abzeichnet.

Anhören: Die Sprachvielfalt in NRW entdecken

Screenshots der PALAVA-App: Die Funktion „Anhören“, Sprachkarte NRW, Sprachkarte Raum Münster, Filter-Funktion

Hinter dem Feld „Anhören“ auf dem Startbildschirm gelangt man zu einer Sprachkarte. Jeder rote Punkt kennzeichnet einen Ort, an dem bereits Sprachaufnahmen gemacht wurden, die man sich hier anhören kann. Bevor man bei der „Mitmachen“-Funktion Sprachaufnahmen einspricht, kann man angeben, ob die eigenen Sprachdaten auf dieser Karte angezeigt werden dürfen. Wenn man dies nicht angibt, werden die Sprachdaten nur in der statistischen und sprachgeographischen Auswertung durch das wissenschaftliche Team berücksichtigt.

Man kann sich durch die Sprachkarte klicken und an einzelnen Orten die gemachten Sprachaufnahmen der Userinnen und User anhören. Über die Filterfunktion ist es ebenfalls möglich, sich ausschließlich die Antworten auf eine bestimmte Frage anzeigen zu lassen, so z. B. nur die verschiedenen Bezeichnungen für die Eigenschaft, wenn jemand beim Essen sehr wählerisch ist.

Hinter der dritten Funktion „Ergebnisse“ werden in Zukunft immer mehr Sprachkarten und Statistiken hochgeladen, die auf Grundlage der mit PALAVA gesammelten Sprachdaten erstellt werden. Die Erkenntnisse, die dank der Datenspenden der Userinnen und User gewonnen werden, sollen auch direkt in der App zur Verfügung gestellt werden. In Kürze werden hier erste Ergebnisse vorgestellt.

Bis dahin sind alle Leserinnen und Leser herzlich dazu eingeladen, die App auf ihr Smartphone zu laden – und für die Wissenschaft zu palavern.

QR-Code zum Download aufs Smartphone

Weiterführende Links:

PALAVA-Webseite: www.palava.app

Radio-Interview zu PALAVA auf WDR5: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-scala-aktuelle-kultur/audio-knust-oder-knaeppchen-app-palava-erforscht-die-sprache-100.html

Link zum Apple Store: https://apps.apple.com/ca/app/palava/id6443758955

Link zum Play Store: https://play.google.com/store/apps/details?id=org.lwl.palava&hl=en

Link zum Instagram Account @palava_nrw: https://www.instagram.com/palava_nrw/

Kategorie: Ankündigungen

Schlagworte: Maila Seiferheld · App