Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde …
Sebastian Schröder
… aber nur, wenn diese auch gesund sind! Doch das liebe Vieh war empfänglich für allerlei Malaisen. Aus leidvoller Erfahrung wussten auch die Besitzer des adligen Gutes Stockhausen im einstigen Fürstentum Minden (heute ein Teil der Stadt Lübbecke) ein Lied davon zu singen. Im Jahr 1732 zählten 16 Pferde zum Eigentum der Adelsfamilie von der Recke, darunter Stuten, Hengste, Ackergäule, Tiere zum Reiten und selbstgezüchtete Fohlen ganz unterschiedlicher Abstammung. Einige dieser Pferde besaßen einen beträchtlichen Wert. Die „englische Stute“ etwa habe er für 150 Reichstaler zu Reitzwecken erworben, notierte Freiherr von der Recke. Einen Rappen, der zum Ackern bestimmt war, hatte er dagegen für lediglich zehn Reichstaler verkauft. Der Adlige trieb regen Handel mit den Tieren. Allerdings hatte er mitunter auch Rückschläge zu verkraften. 1734 „verreckten“ ein dreijähriger schwarzer Hengst, der immerhin 70 Reichstaler wert war, und eine selbst gezogene schwarze Stute, die zum Reiten ausgebildet werden sollte. Außerdem verendete ein Fohlen.
Damit sich derartige Todesfälle nicht häuften, war von der Recke sehr auf die Gesunderhaltung seiner Tiere bedacht. Deshalb sammelte er Rezepte, um Pferdekrankheiten kurieren zu können. Einerseits beschrieb er lose Zettel, aber andererseits ist von ihm auch ein „Pferde-Artzney-Buch“ überliefert, das über 190 Anleitungen zur Herstellung von Medikamenten und Tinkturen enthält. Teilweise erscheinen die Behandlungsmethoden allerdings sehr martialisch – nicht umsonst spricht man von einer „Rosskur“, die die tierischen Patienten über sich ergehen lassen mussten. Leider sind die Vorlagen dieser Sammlung nicht überliefert. Allerdings gaben bereits ab dem 17. Jahrhundert zahlreiche Autoren Ratgeber heraus. Erwähnt seien etwa Gottfried Freytags „Bewährtes und approbirtes Roß-Artzney-Buch“ oder Johann Christoph Baders „Ross-Artzney-Buch wie die Pferde von allerley Schäden und Gebrechen zu curiren seien“ sowie die zahlreichen Veröffentlichungen Georg Simon Winters von Adlersflügel. Unklar bleibt darüber hinaus, ob von der Recke sein Wissen ausschließlich aus der zeitgenössischen Literatur erwarb oder ob er kundige Experten persönlich kontaktierte.