Bettina Bock von Wülfingen
Provenienzforschung ist ein aktuell viel besprochenes Arbeitsgebiet, das jede Sammlung und jedes Museum betrifft – vom kleinen städtischen Archiv bis zu großen Museen. Die Provenienzforschung beschäftigt sich mit der Frage, auf welchen (redlichen oder unredlichen) Wegen Sammlungsgegenstände in die Sammlung gefunden haben. Besonders Museen mit kolonialhistorisch-anthropologischem Hintergrund sind heute ebenso herausfordernden wie legitimen Eigentumsfragen ausgesetzt, wenn es um die Herkunft ihrer Objekte geht. Wenn Museen sich diesen Fragen stellen, betreiben sie Provenienzforschung. Sie erschließen und untersuchen ihr hauseigenes Archiv daraufhin, wie die musealen Objekte in das Museum kamen, was in manchen Fällen dazu führt, dass Objekte an den Herkunftsort zurückgegeben werden. Bei besonders selbst-reflexivem Ansatz verändert die Provenienzforschung auch die Ausstellungspraxis: In solchen Fällen wird das problematische Erbe nicht verschwiegen, sondern die Kurator:innen lassen das Publikum an dessen Geschichte teilhaben.
Ganz im Einklang mit groß angelegten, institutionenübergreifenden Ausstellungs-, Dokumentations- und Forschungsvorhaben verschiedener LWL-Kultureinrichtungen in 2022/23 zum Themenfeld (Post)Kolonialismus, wegen der Relevanz des Themas und des großen Bedarfs an entsprechend ausgebildeten Absolvent:innen bietet das Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie regelmäßig Lehrveranstaltungen zur Geschichte des Sammelns und Ausstellens im BA- und im MA-Studiengang an.
Eine solche Veranstaltung zur „Provenienzforschung“ fand im Sommersemester 2022 statt und läuft zugleich weiter, indem Studierende in der vorlesungsfreien Zeit Studienarbeiten dazu anfertigen: die BA-Veranstaltung im Modul 4 „Berufsfelder“ der Dozentin PD Dr. Bettina Bock von Wülfingen.