Puppenstuben auf dem Weg ins Depot

17.01.2020 Kathrin Schulte

Die verschiedenen Spielzeug-Karusselle stammen aus Lippstädter Haushalten. (Foto: Annika Schütt)

Puppenstuben auf dem Weg ins Depot

Studierende der WWU-Münster informieren sich im Lippstädter Stadtmuseum über Chancen, Möglichkeiten und Probleme musealen Sammelns

von Ksenia Evsikova, Kathrin Hüing, Annika Schütt und Annie Struck
 

Ein Wohnzimmer, ein Ladengeschäft, eine Töpferstube: Die historische Puppenhaus-Sammlung des Stadtmuseums Lippstadt beeindruckt durch ihre Vielfalt und ihr Alter.

Wie aber ist sie entstanden? Welche Informationen über die Gegenstände liegen vor und wie werden diese für die Zukunft bewahrt? Wie kann man eine stadthistorische Sammlung so aufbauen und entwickeln, dass sie für die Menschen gegenwärtig und in Zukunft Zeugnis ablegt von der (Alltags-)Geschichte ihrer Stadt? Mit diesen und vielen weiteren Fragen bewegten sich die Studierenden des Masterkurses Kulturanthropologie der WWU Münster bei einer Exkursion durch das Lippstädter Stadtmuseum. 

Bei ihrem Besuch hatten die Studierenden Gelegenheit, noch eine spezielle Herausforderung musealen Sammelns aus erster Hand kennenzulernen: das Stadtmuseum bekommt im nächsten Jahr ein neues Depot. Deshalb muss die Sammlung auf den Umzug ins Depot vorbereitet werden.

Blick in den Flur des Archivs (Foto: Annika Schütt).

Bei einer Führung durch die derzeitige Dauerausstellung zeigte Museumsleiterin Frau Dr. Schönebeck die Vielfalt der Lippstädter Sammlung: Eine Vielzahl an Objekten aus verschiedenen Lebenszusammenhängen und Epochen machen die Geschichte Lippstadts anschaulich. Möbel, Fächer, sakrale Kunst, Spielkarten und Handpuppen, aber auch der berühmte Bürgermeisterstab werden in der Ausstellung gezeigt. Das historische, unter Denkmalschutz stehende Haus bietet den Ausstellungsstücken einen ganz besonderen Rahmen und trägt mit seiner eigenen Geschichte zur Dokumentation der Stadthistorie bei.

Ein Großteil der Sammlung ist natürlich nicht ausgestellt, sondern befindet sich auf dem Dachboden des Hauses. Hier erhielten die Studierenden Einblicke in beengte und teils auch ungeeignete Magazinräume. Im Magazin zeigte sich auch eine der größten Herausforderungen des Sammelns und Bewahrens, wie den Studierenden beispielhaft veranschaulicht wurde: es braucht ein System, eine Objektbezeichnung, säurefreie Kartons in entsprechenden Formaten und ein passendes Klima (das für verschiedene Materialien unterschiedlich sein muss), um das Kulturgut für die Zukunft zu bewahren. Am Anfang steht hier auf jeden Fall das Eingangsbuch. Es ist ein enorm wichtiges Dokument für das Museum. Die alten und neuen Eingangsbücher werden deshalb im Tresor aufbewahrt.

Noch stapeln sich die Kisten im Dachgeschoss des Stadtmuseums, bald zieht das Archiv dann in seine neuen Räume. (Foto: Annika Schütt)

Die weitere fachgerechte Inventarisierung wird heute natürlich nicht mehr auf Karteikarten, sondern mit Hilfe elektronischer Datenbanken gemacht. Wie das geht, das zeigte die wissenschaftliche Volontärin Rashida Hussein-Oglü, die sich mit der Erfassung der Metadaten natürlich bestens auskennt.  

Auch das Unterfangen, die Sammlung für den Transport und die Einlagerung im neuen Depot vorzubereiten, stellt sich vor Ort als aufwendiger als gedacht heraus.

Ein besonderes Augenmerk der Exkursion wurde auf die fachmännische Einlagerung der historischen Spielzeugsammlung gelegt. Für diese vielfältige Sammlung bedarf es noch der Anfertigung passender Kartons, denn nur so können die Objekte sicher für die nächsten Jahrzehnte bewahrt werden. Insbesondere die zahlreichen Puppenhäuser in ihren verschiedenen Ausführungen faszinierten – solche Spielzeuge kennen die Studentinnen nur aus Plastikmaterial. Damit auch spätere Generationen noch darüber staunen können, half die Gruppe beim Ausmessen der Häuser und trug so einen kleinen Teil zum nächsten wichtigen Schritt für die Sammlung bei: dem Transport ins und die Einlagerung im neuen Depot.

Wie dies genau aussieht und welche Möglichkeiten es für das Sammeln, Bewahren und Erforschen der Museumsobjekte bietet, das wird Inhalt einer zweiten Exkursion sein, die der Kurs im Januar 2020 unternimmt.

Auch diese Karawane wartet noch auf einen passenden Karton. (Foto: Annika Schütt)