Das Sammelalbum „Gold-Film-Bilder“
Kathrin Schulte
„Lebenswahr und naturnahe [sic], farbig auf goldenem Grund, so präsentieren sich Ihnen heute die Prominenten der Filmkunst, denen wir viele schöne Stunden verdanken“ – so heißt es einleitend im „Gold-Film-Bilder“-Album des Zigarettenherstellers Constantin. Das Album mit den Maßen 30 mal 23 Zentimeter fasst 23 Seiten mit Platz für Sammelbilder verschiedener Filmschauspieler:innen, eine Seite mit einführendem Text sowie vier Seiten mit Szenenbildern einzelner Filme. Das Album ist mit anderen Sammelalben ein Neuzugang im Archiv für Alltagskultur. Die meisten dieser Alben stammen aus der NS-Zeit und hatten auch eine propagandistische Funktion. Die Familie des ursprünglichen Eigentümers, der dem Archiv unter anderem bereits zahlreiche Schüler- und Abiturzeitungen vermacht hat, besaß ein Lebensmittelgeschäft in Minden, in dem seine Großmutter die Sammelbilder an ihre Kundschaft weitergab, die Sammelalben aber auch selbst füllte und schließlich an ihren Enkel übergab.
Geschichte der Sammelalben
Die ersten Sammelbilder vertrieb im deutschsprachigen Raum ab ca. 1860 der Schokoladenhersteller Stollwerck. Die Bilder waren auf der Verpackung der „Bilder und Photographie-Schokoladen“ abgedruckt. Den endgültigen „Durchbruch“ haben die Sammelbilder aber den Liebigbildern zu verdanken, die seit 1872 dem Fleischextrakt der Firma Liebig beigelegt wurden. Die Bilder, die sich in den Formaten 9 mal 5 sowie 7 mal 11 Zentimetern etabliert hatten, wurden als Chromolithographie gedruckt und konnten so mit wenig Zeitaufwand in großer Zahl als Farbdrucke produziert werden. Sie erschienen meist als sechsteilige, enzyklopädisch angelegte Serien zu verschiedenen Themen und enthielten auf der Rückseite weitere Informationen. Das Sammeln erfreute sich großer Beliebtheit, in der Anfangsphase vor allem in bürgerlichen Kreisen, da es sich bei Produkten wie Schokolade sowie Fleischextrakt um hochpreisige Artikel handelte. Viele Hersteller gaben ab dem Ende des 19. Jahrhunderts Sammelalben heraus, die zusätzliche Informationen zu den Bildern und Serien gaben. Für Hersteller, die wie die Firma Liebig keine eigenen Alben herausgaben, etablierten sich auf dem Markt schnell Alben anderer Hersteller.
Während des Ersten Weltkriegs wurde die Produktion der Sammelbilder eingestellt. Nach Kriegsende stiegen die Zigaretten- und Margarinehersteller in den Vertrieb der Sammelbilder ein, diese wurden nun für nahezu alle Bevölkerungsteile erschwinglich. Die Serien umfassten nun hunderte Bilder zu übergeordneten Themen wie Sport, Film, den (ehemaligen) Kolonien und dienten ab den 1930er Jahren auch nationalsozialistischer Propaganda. In den zugehörigen Sammelalben befanden sich nummerierte Rahmen, die die Position der einzelnen Sammelbilder anzeigten. Diese wurden nun nicht mehr eingesteckt, sondern eingeklebt. Zu dieser Zeit entwickelten sich zwei verschiedenen Albumstile: Die einen Alben waren unkommentiert und boten Platz für eine Vielzahl an Bildern, die anderen erinnern an heutige Sachbücher und erläuterten im Fließtext ausführlich mit Sammelbildern illustrierte Themen.
1942 kam die Sammelbildproduktion kriegsbedingt zum Erliegen, nach Kriegsende wurden teils alte Serien neu aufgelegt. Anfang der 1950er Jahre wurde ein Gesetz verabschiedet, nach dem Produkten nur noch Reklamegegenstände geringen Werts beigegeben werden durften. Die Sammelbilder konnten nur noch ohne konkreten Werbezusammenhang vertrieben werden, so wie gegenwärtig beispielsweise die Bilder verschiedener Fußballspieler:innen der Marke Panini.