Monika Guist
Sie ragen weit hinauf und sehen wie Kirchtürme aus, denen Kreuz und Wettergockel fehlen. Im Kreis Herford sind noch rund zehn solcher Türme zu finden. Die meisten sind ein Teil von Feuerwehrhäusern wie in Bünde-Spradow und -Holsen, Enger-Pödinghausen, Herford- Mitte, Löhne-Gohfeld oder Vlotho-Exter. Einige sind ungenutzt wie in Lenzinghausen oder werden wie in Bardüttingdorf als private Garage genutzt. Viele sind in den 1970er Jahren abgerissen worden – beispielsweise in Schwarzenmoor. Andere wiederum wurden wie in Südlengern unter Denkmalschutz gestellt und mit viel ehrenamtlichem Einsatz wieder aufgebaut.
Aber was sind das für Türme? Wie wurden sie genutzt? Erfüllen sie heute noch einen Zweck? Die Rede ist von den historischen Schlauchtürmen der Feuerwehren. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden im Wittekindsland Freiwillige Feuerwehren gegründet. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Feuerwehrgerätehäuser errichtet, die bis in die 1960er Jahre alle etwas gemeinsam hatten: einen großen, mindestens 10 Meter hohen Turm. Früher dienten diese Türme dem Trocknen der Schläuche. Diese waren bis in die 1950er Jahre nicht gummiert und aus reinem Hanf hergestellt. Bevor die Schläuche in den Türmen zum Trocknen aufgehängt wurden, mussten sie auf Schäden geprüft werden. Das war nur optisch möglich. Ob sie dem Wasserdruck noch standhielten, war nicht sichtbar. Im Schlauchturm wurden die Schläuche in der Mitte mit einem Flaschenzug aufgezogen. So hingen sie gerade und konnten gut ablüften und damit zumindest äußerlich trocknen. Durch die Länge der Schläuche von meistens 20 Metern ergab sich dann eine notwendige Höhe von mindestens 10 Metern zuzüglich der Höhe für den Flaschenzug und die Befestigungen. Auch wenn es andernorts höhere Türme gibt – im Wittekindsland waren sie nie höher als 10 Meter.