„Schockolade zu machen“
Ein Schokoladenrezept aus dem Jahr 1788
Dorothee Jahnke
„Kochbuch: Starker Pappeinband, marmoriert schwarz-braun. Handschriftlich, 69 und 14 Rezepte jeweils durchnummeriert, 1788. Maße: 20,7 x 16,5 cm.“
Hinter dieser knappen Angabe im Findbuch zur Inventarnummer K 2478 verbirgt sich das älteste Kochbuch im Besitz der Volkskundlichen Kommission für Westfalen. Es wurde 1954 bei Schöningh in Osnabrück erworben. Mehr ist nicht bekannt – Provenienz und VorbesitzerInnen bleiben im Dunkeln. Auch die Datierung auf 1788 konnte nur anhand der Angabe auf dem Titelblatt erfolgen.
Variationen im Schriftbild deuten auf mehrere RezepteschreiberInnen hin. Einige Seiten in der Mitte wurden bewusst freigelassen; darauf weist die erneut bei „1.“ beginnende Nummerierung im zweiten Teil hin. Dass es sich tatsächlich um ein ‚Gebrauchs-Kochbuch‘ gehandelt hat, zeigen Benutzungsspuren, Flecken und verschmierte Seiten.
Nummer 19, eine Anleitung um „Schockolade zu machen“, sticht aus der Masse ‚gewöhnlicher‘ oder alltäglicher Rezepte hervor. Behandelt wird die Herstellung eines Luxusprodukts, der Schokolade, beginnend mit der ‚rohen‘ Kakaobohne. Und das in einer heimischen Küche des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Zu jenem Zeitpunkt bedeutete ‚Schokolade‘ noch nicht das, was heute darunter verstanden wird: Statt Tafeln, Riegeln und Pralinen zum Verzehr handelte es sich um Trinkschokolade, die mit Milch, Wasser oder einer Mischung aus beidem zubereitet wurde. Sie war ein teures Genussmittel. Wirkliche Ess-Schokolade gibt es erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Verbreitung von Kakao und Schokolade als Massen-Genussmittel begann einige Jahrzehnte danach.