Enkelin Ingrid Recksieck erinnert sich: „Nach dem Tod meines Großvaters 1957 half mein Onkel Herbert meiner Mutter in der Seilerei. Er fuhr mit dem Motorrad zu den Bauernhöfen in der Region, um zu fragen, welche Seilgrößen benötigt wurden.“ Zurück in der Seilerei wurde dann nach Maß produziert. Auch die Kinder halfen tatkräftig mit. Besonders gefragt waren Seile zum Anbinden von Kühen, aber auch größere Siebe und Drahtgeflechte. Produziert wurde vor allem mit Naturfasern, d.h. Hanf und Flachs. In den Nachkriegsjahren löste die maschinelle Produktion die handwerkliche Fertigung dann mehr und mehr ab. 1964 schloss die Handseilerei Vogel als letzte ihrer Art in Herford. Die Maschinen und Werkzeuge bot Ingrid Recksiek 2015 der letzten Seilerei im Kreis Herford, der Seilerei Nowotny in Bünde an. 1873 im Riesengebirge gegründet, befindet sich die Seilerei Nowotny seit 1945 in der Schwartemeierstraße in Bünde und ist bis heute aktiv, stellt u.a. Stricke aus Kunststoffseilen für den Reitsport und Seile für den Segelsport her. Sohn Jörg führt das Handwerk in 4. Generation weiter uns ist heute als Seilermeister in der Schweiz tätig. Doch auch die Bünder Seiler konnten die alten Werkzeuge der Seilerei Vogel nicht mehr gebrauchen, sodass diese am Ende in der Sammlung des Museum Schloss Doberlug in Brandenburg landeten. Ein einzelner Hanfstrick, der von den Nachfahren der Familie Vogel in Ehren gehalten wird, erinnert heute noch an die letzte Seilerei in Herford und ein Handwerk, das so gut wie ausgestorben ist.
Zuerst erschienen in: HF-Magazin. Heimatkundliche Beiträge aus dem Kreis Herford, Nr. 121, 15.06.2022, herausgegeben von der Neuen Westfälischen.
Link: https://www.kreisheimatverein.de/wissen/hf-magazin/