Gebhard Aders
Den Alltag eines kaiserlichen Rekruten in Wort und Bild dokumentieren zwei Briefkonvolute, die im Archiv des Heimatvereins Altenberge aufbewahrt werden. In diesem dritten Teil soll es um acht Briefe von Bernhard Lepper (*1880) aus Nordwalde an seine Eltern und Geschwister gehen.
Der erste der Briefe ist undatiert und wird sicher Anfang Oktober 1902, kurz nach seiner Einberufung, geschrieben worden sein.
Gruß an Vater und Mutter!
Ich nehme die Feder zur Hand, um Euch zu schreiben, wo ich geblieben bin. Ich war nemmlich am Dienstag Morgen um 8 Uhr in Mörgingen. Da bin ich ein Tag und Nacht in der 144. Kaserne gewesen. Da kam ich am Mittwog Morgen vorm Doktor und hieß es Lepper kommt nach 173. in Santdawolt[ Saint- Avold], das liegt seitwerts von Metz. Hier ist es noch viel besser als in Mörgingen. Ich konnte deswegen nicht eher schreiben. Ich bin noch recht gesunt und munter, welches ich auch von Euch noch hoffe. Nägstens will ich mer schreiben, wenn ich besser Zeit habe. Wenn ihr den Brief hab, so pakket gleich ein Paket ein für mich und schikt es mich, aber gut Fest machen und richtig die Adresse schreiben.
Es grüßt Musketier Bern. Lepper
Adresse heißt! Soldatenbrief – Eigeneanngelegenheiten des Empfängers
Musketier Lepper Kompanie 9. Lothringschen Inf[anterie] Reg[iment] 173
St. Awold Lothringen
Richtig die Andresse Schreiben
Ende Oktober ist das in dem Brief beschriebene Hin und Her vorüber. Bernhard gehört nun endgültig zum 5. Lothringischen Infanterieregiment Nr. 144 in Mörchingen.
Mörgingen, d[en] 28.10.1902
Liebe Eltern und Bruder,
ich habe Euch geschrieben, das ich in St. Awold bin beim 173. Regiment, es ist nicht mehr so, sondern ich bin bereitz wieder in Mörgingen beim 144., wo ich zu erst hin gefahren bin. Wier sind 4 Mann, welche von hieraus wieder nach Mörgingen gekommen bei 144. Denn in Mörgingen sind es zuerst zu viele Mannschaften gewesen, jetzt sind es zu wenig. Darumm mus ich wieder dahin. Soldaten sind Soldaten, denn sie müssen überall 2 Jahre dinen. In St. Awold ist gerade so wie in Mörgingen. Nur der Grund ist da ein wenig lemig in Mörgingen, wie das in St. Awold nicht der Fall ist, aber es Staubt da so furchtbar imm Sommer, denn der Sant da ist zu lose da in St. Awold. Am Mitwog Morgen um 10 Uhr bin ich von St. Awold aus wieder nach Mörgingen gefahren. Von jetzt ab bin ich noch recht gesund und munter, was ich auch von euch auch [folgt gestrichen: von Euch hoffe] gelesen habe und den Brief am Dinstag richtig erhallten und alle gesund sind. Das Paket enthält Speck, Wurst und Butter. Ich habe hier keine bekannten wie in Mörgingen und nur einer ist aus Greven, nämlich ein Klemmer ist aber immer in der Fremde gewesen. Auch einer von Osterwick, er war der Bauernsohn des Nachbars wo unser Großvater her war. Den Namen des Rekruten weiß ich nicht mehr. Meisten Teils sind es Bergleute aus Dortmund und Bochum. Die richtige Adresse Hartmann August weiß ich auch noch nicht. Wenn ihr es wißt, dann schreibt es mir. Jetzt will ich mein Schreiben schließen bis auf ein anders mal
Liebe Grüße von Euer Sohn
Bern. Lepper
Adresse heißt jetzt Soldatenbrief – eigene Angelegenheiten des Empfängers
An den Musketier Lepper Kompanie 5. Lotrinsches Infanterieregiment, Mörgingen in Lothringen
schreibt mich mal, denn ich bin ja jetzt in Mörgingen
Dieser Brief vom 9. März 1904 sei hier vorgezogen, weil er so anschaulich den alltäglichen preußischen Drill schildert.