Jede Menge Zettel steckten auch noch drin, darauf der Ablauf des Besuchs – manchmal detailliert mit allen Liedern und Gedichten, manchmal nur ein paar Stichworte, die dem erfahrenen Nikolaus schon reichten. Dann die Zettel mit den Namen der Kinder – ja nicht verwechseln!
„Zu unseren Kindern:
Die grössere heisst Barbara oder auch Bärbel, geht zum Kindergarten. Sie kann sehr gut lernen, kann Gedichte und Lieder vom Nikolaus. –
Müsste etwas besser gehorchen, auch wenn Oma und Opa etwas sagen.
Sie darf nicht so schnell beleidigt sein und dann gleich weinen. –
Abends allein schlafen gehen mit 5 Jahren müsste sie auch. –
(War kürzlich etwas krank, hatte eine Entzündung an der Hand und der Fingernagel musste abgenommen werden.) –
Die kleinere heisst Gabriele, geht ebenfalls zum Kindergarten, kann auch gut lernen und Lieder und Gedichte vom Nikolaus. –
Sie kann sehr leicht böse sein, und ist trotzig, müsste etwas besser essen und darf vor allem im Schlaf nicht das Däumchen nehmen.
Muss sich ebenfalls besser mit der Schwester vertragen und nicht gleich schlagen, wenn sie ihren Willen nicht bekommt.
Auch darf sie nicht alles zerreissen und kaputtmachen (Bilderbücher, Püppchen usw.),
wird am 28.12. vier Jahre alt.
Ihr Bernd C.“
In diesem Einband steckten mehr als nur 12 Monate hannoverischer Justizbürokratie in rotem Samt und Goldpapier. Hier war das Nikolausbrauchtum der Nachkriegszeit dokumentiert – vom Zettel aus Behelfspapier der Notzeit über solides Briefpapier der 50er-Jahre bis zu leeren Karteikarten der späten 60er. Ein Schatz für jeden Brauchtumsforscher und eine wehmütige Erinnerung an Kindheitstage für alle, die einst vor dem Nikolaus und vor Knecht Ruprecht strammstehen mussten.
Die Rute war übrigens nicht mehr auffindbar, auch nicht der große Sack. Schon gar nicht die Bischofsmütze oder der weiße Bart. Man kann halt nicht ALLES haben.
Am 6. Dezember liegt das dicke Buch nun als Bestandteil unseres diesjährigen Adventskalenders im Schaufenster des Emslandmuseums. Es erzählt eine Geschichte – vom Nikolaus, von damals und von der Bedeutung des Buches, im Allgemeinen wie im Speziellen.
Wenn Sie mehr erfahren möchten, schauen Sie gerne mal hinter die Kläppchen unseres Museums-Adventskalenders 2020 – das geht auch digital: www.emslandmuseum.de