Sebastian Schröder
In der Nähe des Kirchortes Lotte in der Grafschaft Tecklenburg entstand in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein Kreuzherrenkonvent. Diese geistliche Institution nannte man nach der Bauerschaft, in der sich die ersten Mönche ansiedelten: Osterberg. Während der Reformation erlebten die Ordensbrüder turbulente Zeiten. Graf Konrad von Tecklenburg (1501–1557) vertrieb sie und säkularisierte das klösterliche Eigentum. Die Kreuzherren gingen juristisch dagegen vor und konnten schließlich 1552 ihr Kloster wiederum beziehen. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) flohen die Fratres im Jahr 1633 nach Bentlage; nunmehr ergriffen die Grafen von Tecklenburg endgültig Besitz von dem Kloster und dem klösterlichen Hab und Gut. Die Mönche kehrten danach nie mehr nach Osterberg zurück.
Unter anderem verfügte das Kloster über Stadthäuser in Osnabrück. Es handelte sich um die sogenannte Osterberger Reihe in der Nähe der Katharinenkirche. Sie bestand aus acht kleinen Wohnungen. Im Hinterhof dieser Häuserzeile befand sich seit „ohndencklichen Jahren eine Cloac“, die die Pächter und Bewohner nutzen durften, wie die Erbengemeinschaft Schröder 1672 zu Protokoll gaben. Sie hatten mittlerweile den Besitz der Osterberger Reihe angetreten. Ein „Häußlein“ habe den Abort bedeckt. Dieses sei jedoch während der Wirren des Dreißigjährigen Krieges zerstört worden – das Recht, seine Notdurft genau an diesem Platz zu verrichten, sei durch die Verwüstung gleichwohl nicht verwirkt worden, argumentierten die nunmehrigen Eigentümer vehement. Doch bereits seit 1667 herrschte „Stunk“ um dieses einst so stille Örtchen. Denn Hermann Niemann hatte das benachbarte Grundstück, die sogenannte Dreyerey, an sich gebracht. Mit großem Aufwand und erheblichen finanziellen Mitteln ging Niemann ans Werk, um die Liegenschaft wieder instand zu setzen. Unter anderem ließ er die Grundmauern der im Krieg demolierten Gebäude gänzlich schleifen, um Gärten anlegen zu können. Erbost äußerte sich Niemann über seine Nachbarn in der Osterberger Reihe. Diese hätten ihre Kloake nicht entleert, sodass sich der Zustand derselben stetig verschlechtert habe. Die Verwahrlosung der Grundmauern habe dafür gesorgt, dass die Fäkalien aus der Grube geflossen seien – Niemann lief beim Gedanken an die untragbaren Zustände vor Ekel ein „Schawer“ [= Schauer] über den Rücken. Bürgermeister und Rat der Stadt Osnabrück hätten die Bewohner der einstigen Stadthäuser der Osterberger Kreuzherrenbrüder zwar zur Ordnung gerufen, doch die Aufforderung zur Instandsetzung des Aborts sei missachtet worden. Erneut wurde Niemann deshalb bei der städtischen Obrigkeit vorstellig, um die „schleunige Reinigung des unflähtigen Orths“ mit Nachdruck zu befördern.