Christof Spannhoff
Im Bestand „Akten der Grafschaft Tecklenburg“, der sich in der Abteilung Westfalen im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen in Münster befindet, hat sich ein nur wenige Zeilen langes Schriftstück erhalten, das allerdings einen tiefen Einblick in die regionale ländliche Lebenswelt zum Ende des 17. Jahrhundert gibt. Es handelt sich um einen Bitt-Brief (Supplik), den der Bauer Hermann Hasenkamp aus Lengerich-Wechte am 3. Juli 1673 an seinen Landes- und Grundherrn richtete. Darin bat er den damaligen Grafen Moritz von Bentheim-Tecklenburg (1615–1674) um einen Gefallen: Hasenkamp berichtete, dass seine Hofstätte mit nur wenig „Wiesengewächs“ ausgestattet sei, weshalb er sein Vieh – 1643 waren es laut Schatzungsregister vier Pferde, vier Kühe und ein Rind – nicht ausreichend versorgen könne, wenn er nicht auch seine Felder zusätzlich zur Weide nutzen könne. Der Graf möge ihm gestatten, seine Tiere auf seinen Teil des Wechter Eschs treiben zu dürfen, sobald er seinen Roggen geerntet habe. Hasenkamp könne damit nicht warten, bis auch die übrigen an der Eschflur Beteiligten ihr Getreide eingebracht hätten, weil ansonsten die Brochterbecker Bauern, besonders Oelrich, Schloes und Stalford, ihr Vieh ebenfalls auf den Acker zur allgemeinen Stoppelweide ließen und dann für seine Tiere kaum etwas übrigbliebe. Hasenkamp versprach – neben einem „Geschenck nach Kräfften“ an den Landesherrn – darauf zu achten, dass sein Vieh das noch auf dem Halm stehende Korn der anderen Bauern verschone. Zudem ersuchte er darum, dass seine in der Nähe befindlichen Pferde „von Kriegsleuten nicht genommen“ würden.