Emil Schoppmann
Schon wenige Monate nach Kriegsausbruch wurden im gesamten Deutschen Reich die Nahrungsmittel knapp. Alle Reserven wurden für den Krieg mobilisiert. Spätestens während des sogenannten Steckrübenwinters mussten seit Ende 1916 große Teile der Bevölkerung hungern. Besonders hart waren die Patientinnen und Patienten der Heil- und Pflegeanstalten von den Auswirkungen des Krieges betroffen. Im Unterschied zur Zivilbevölkerung konnten die Insassen „totaler Institutionen“, also von Psychiatrien, Gefängnissen oder Armenhäusern, nicht für sich selbst sorgen. Neben der unzureichenden Versorgung mussten viele der männlichen Pfleger und Angestellten an die Front. Nahrungsmittel, Medizin oder Verbandsmaterial wurden zur Mangelware. Eine medizinische Versorgung war bald nur noch eingeschränkt möglich. In den deutschen psychiatrischen Einrichtungen kam es zu einem Massensterben, dem zwischen 1914 und 1919 mehr als 70.000 Patientinnen und Patienten zum Opfer fielen. Allein in den sechs westfälischen Heilanstalten kamen schätzungsweise 2.400 Menschen durch die kriegsbedingten Versorgungsmängel und die mangelhafte Pflege ums Leben.