Unter Strom
Der Hof Horstmeier-Hippe in Holzhausen (Preußisch Oldendorf) und die agrarisch-technischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts
Sebastian Schröder
Im äußersten Westen der Gemarkung Holzhausen (heute Stadt Preußisch Oldendorf), hart an der Grenze zum benachbarten Offelten, liegt der Hof Horstmeier-Hippe. Bei der Umgebung, die als Holzhauser beziehungsweise Offelter Holz bezeichnet wird, handelt es sich um eine „frühneuzeitliche Ausbauflur“. Dieser Fachbegriff der Siedlungsgeschichtsforschung meint, dass die dortigen Gehöfte abseits der Ortskerne durch Rodung von Baugrundstücken ab dem 15. Jahrhundert entstanden sind. Hier zeigt sich unverkennbar die charakteristische Streusiedlung des Ravensberger Landes.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreichte der technische Fortschritt aber selbst diesen hintersten Winkel mit Volldampf. Die Auswirkungen der industriellen Neuerungen machten sich auch im Holzhauser Holz deutlich bemerkbar. Seinerzeit bewirtschaftete Wilhelm Horstmeier die etwa knapp zehn Hektar große Stätte. 1911 verfestigten sich die Planungen, das Gebiet an das Stromnetz anzuschließen. Horstmeier war ein Anhänger dieser damals neuartigen Energieform, ganz im Gegensatz zu seinen Offelter Nachbarn. Sie trauten dem „neumodischen Kram“ nicht, sodass die Gemeinde Offelten erst in der Mitte der 1920er-Jahre einen Stromanschluss erhielt; im Offelter Holz floss sogar noch später, ab 1938, Strom.
Doch Wilhelm Horstmeier ließ sich von den Zweiflern nicht beeindrucken. Vielmehr erkannte er die Chancen und Möglichkeiten, die die elektrische Spannung bot. Noch im Jahr 1911 bestellte er beim Siemens-Schuckert Werk GmbH in Osnabrück einen Drehstrommotor mit einer Leistung von fünf PS. Dafür griff der Landwirt tief in die Tasche: 382 Reichsmark hatte er zu zahlen. Ein Jahr darauf wurde die Kraftanlage eingerichtet. Übrigens brannte zu diesem Zeitpunkt lediglich eine einzige elektrische Lampe im gesamten Bauernhaus – nämlich auf der Diele. Für drei zusätzliche Lichtquellen beantragte Horstmeier Ende 1914 die Installationserlaubnis; 1928 spendeten dann 13 Elektrolampen Licht im Gebäude.