Die Ausstellung „Mythos Neue Frau“ im TextilWerk Bocholt
Kathrin Schulte
Der Zeitraum zwischen 1900 und 1930 fasst eine Vielzahl gesellschaftlicher und politischer Veränderungen – vom Kaiserreich über den Ersten Weltkrieg und das damit einhergehende Ende der Monarchie bis hin zur Weimarer Republik. Dass diese Umbrüche u.a. auch eklatante Auswirkungen auf die Frauen und ihre Rolle in der Gesellschaft hatten, liegt nahe. Dies spiegelt sich auch in ihrer Kleidung wieder, wie die Ausstellung „Mythos Neue Freu“ im TextilWerk Bocholt zeigt.
Die Ausstellung begrüßt die Besuchenden mit kaiserlicher Hochzeitsmode und reich verzierten Korsettkleidern, die jedoch wenig Bewegungsfreiheit ermöglichten. Bei der Benutzung der neuen Fortbewegungsmittel wie der Straßenbahn, dem Auto oder dem Fahrrad stellten sie für ihre Trägerinnen nicht selten eine Gefahr dar– verschiedene Beispiele dafür sind in der Ausstellung zu sehen. Die Ausstellung zeigt, dass sich die Kleidung zunehmend der veränderten Mobilität und Lebenswelt anpasste, ihrerseits dann aber auch wieder ein verändertes Körpergefühl schuf und den Frauen neue Möglichkeiten eröffnete. Das Korsett verschwand, die Kleider wurden leichter und kürzer. Auch Sport- und Schwimmkleidung sind zu sehen, so zum Beispiel in Form einer Radfahrhose, die es Frauen ermöglichte, mit dem Fahrrad zu fahren, ohne gegen die Moralvorstellungen des frühen 20. Jahrhunderts zu verstoßen, da über die Ballonhose ein Rock gezogen werden konnte.