Lutz Volmer
Feldbahnen leisteten seit dem späten 19. Jahrhundert bis etwa 1950 viel von dem, was heute mit Gabelstaplern oder Lastwagen erledigt wird. Die kleine Schwester der Eisenbahn besaß eine erhebliche Flexibilität, denn ihre Gleise waren ohne großen Aufwand verlegbar, was sie für viele Gewerbe und Industriebetriebe äußerst attraktiv machte. Sie war nicht nur ein wichtiges Arbeitsmittel, sondern prägte vielfach Orts- und Landschaftsbilder. Eine detailreiche Ausstellung tourt nun unter dem Titel „Feldbahngeschichten. Technik und Einsatz eines universellen Verkehrsmittels“ durch Westfalen.
Die Ausstellung zeigt mit oft über 100 Jahre alten historischen Fotos die vielfältigen Einsatzgebiete der Feldbahnen in Industrie und (selten) Landwirtschaft in Westfalen und Lippe anhand von rund 40 Beispielen. Die Einsatzmöglichkeiten erstrecken sich vom Bergbau, wo nach allem, was wir wissen, die Anfänge der Schmalspurbahnen in Westfalen liegen, über die Stahlindustrie bis hin vor allem zu Ziegeleien, Steinbrüchen, Torfwerken und (temporär nach dem Zweiten Weltkrieg) Trümmerbahnen bis hin zu „Hausrollbahnen“ in Hinterhöfen einiger Unternehmen.
Feldbahnen werden auf eine Erfindung des französischen Gutsbesitzers Paul-Armand Decauville zurückgeführt, der 1875 für die Ernte auf seinem Gut ein Transportsystem suchte. Er entwickelte ein transportables, leicht verlegbares Schienen- und Fahrzeugsystem, das sich für seine Zwecke als praxistauglich erwies. Von diesen Ursprüngen in der Landwirtschaft her stammt auch der Name „Feldbahn“. Ein weiteres, noch früheres Einsatzgebiet kleinspuriger Bahnen war der Bergbau an der Ruhr. Hier gab es sogar bereits im 18. Jahrhundert Holzschienensysteme mit Wagen für den Kohlentransport unter und über Tage. Schon 1790 begann man, Eisenstücke auf die Holzschienen zu nageln, so dass aus der „Holzbahn“ eine Eisenbahn wurde. Zunächst bewegten auch Pferde und Ochsen die Wagen dieser Grubenbahnen. Relativ früh gab es untertage bereits Bahnen mit elektrischem Antrieb – und mit abenteuerlich geringen Sicherheitsstandards.