Christiane Cantauw
Wie kein anderes Medium ist die Ansichtskarte aufs Engste verbunden mit der Entstehung und Entwicklung des Tourismus. War dieser vor dem Zweiten Weltkrieg noch ein überschaubares Phänomen, so dokumentiert sich die zunehmende wirtschaftliche Prosperität seit den 1950er Jahren unter anderem auch anhand einer zunehmenden Anzahl von Urlaubsreisen ins In- und Ausland.
Diese Entwicklung hatte sich bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angekündigt, als wirtschaftliche Veränderungsprozesse und neue Verkehrsmittel die räumliche Mobilität und das Alltagsleben vieler Menschen drastisch beeinflussten. Adelige, später auch bürgerliche Reisepioniere und -pionierinnen hatten zu dieser Zeit längst ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass es jenseits der Heimat vieles zu sehen und zu erleben gab. Erste Reisebüros wie das von Thomas Cook (1871) waren hilfreich bei der Planung und Durchführung von Reisen. Die Reiseagenturen, aber auch Verkehrsmittel wie die Eisenbahn oder die neuartigen Reiseführer sorgten für eine wachsende Konfektionierung der Reisen, die in der Zeit des Massentourismus – also seit den 1950er Jahren – nochmals einen deutlichen Schub erhielt.
Von Anfang an gehörte die mediale Verarbeitung der Reise unabdingbar dazu: Briefe, Gemälde und Zeichnungen, Artikelserien in Zeitungen und Wochenschriften, Bücher und vielerlei Reisenotizen und -erinnerungen künden von Reisen in nahe und ferne Länder. Neu war im ausgehenden 19. Jahrhundert, dass das Konzept Urlaubsreise allmählich immer weitere Kreise der Gesellschaft erreichte – nicht zuletzt deshalb, weil eine wachsende Anzahl an Arbeitgebern/Branchen ihrer Belegschaft (bezahlten) Jahresurlaub gewährte.