Einerseits war die Lage innerhalb eines Stroms also ein Segen, andererseits zugleich mit großen Gefahren verbunden: Hochwasser oder Eisgang konnten die Schiffmühle zerstören – so geschehen auch in Heimsen an der Weser, einem unweit der Stadt Schlüsselburg im äußersten Nordosten des heutigen Kreises Minden-Lübbecke gelegenen Ort. Ende des Jahres 1770 zerstörten die Fluten die Mühle vollständig. Auf Geheiß der zuständigen landesherrlichen Behörden hatte Baurat Johann Conrad Schloenbach ein Gutachten anzufertigen, ob der neuerliche Bau einer Schiffmühle vorteilhaft sei. Man gab zu bedenken, dass im gesamten Amt Schlüsselburg ansonsten lediglich Windmühlen stünden – abgesehen von den im adligen Besitz befindlichen Mahlanlagen. Insofern sei es, vor allem bei Windstille, nicht schlecht, auch auf die Kraft des Wassers zurückgreifen zu können, argumentierten die Beamten der Provinzialverwaltung.
Erst im Juli 1771 erreichte Schloenbach das Weserkirchspiel Heimsen und stellte erschüttert fest: „Bei Heimsen suchte ich die zu reparirende Schiff-Mühle vergebens und ein Bauer, den ich darnach frug, lachte mich noch recht wacker darüber aus. Er zeigte mir in der Ferne einige zerbrochene Bretter, die am Ufer zerstreut lagen als Überbleibsel von der Mühle […]. Diese Mühle war also gänzlich vernichtet […].“ Eine bloße Reparatur, wie zunächst erhofft, schied demzufolge aus. Der Schlüsselburger Amtmann schlug vor, dass ein Teil der Baukosten durch einen Zuschuss aus der Feuerversicherung getragen werden könnte, woraufhin Schloenbach spottete: „Daß man das von dem Pluto wieder fordern wollte, was Neptunus zerstöret.“ Ohnehin war der Experte kein Freund von Schiffmühlen. In seiner Stellungnahme an seine Vorgesetzten betonte er: „Die guten Müller, so mit einer Schiff-Mühle umzugehen wißen, sind hier rar […]. Vor eine leidige Schiff-Mühle würde ich, wenn keine holländische Windmühle statt finden kan, lieber 2 gute Roß-Mühlen von einer guten Einrichtung wählen. Vor die Reparatur-Kosten, so eine Schiff-Mühle nach einen Durchschnitt von 10 Jahren erfordert, können Roß-Mühlen mitsamt den Pferden 4mahl unterhalten werden.“
Obwohl zahlreiche Personen bei den landesherrlichen Beamten vorstellig wurden und ihre Schiffmühlen, die sie entlang der Weser betrieben, als Ersatz für die Heimser Mühle zum Verkauf anboten, folgte die Territorialverwaltung letztlich der Empfehlung ihres Baurats. In Heimsen ließ man eine hölzerne Bockwindmühle errichten, die im benachbarten Stolzenau angekauft worden war. Obwohl somit die Gefahr bestand, dass bei Windstille kein Korn gemahlen werden konnte, sah man vom Bau einer zusätzlichen Rossmühle ab.
Der Fall aus Heimsen zeigt: Die Wahl der „besten“ Antriebsenergie erregte schon im 18. Jahrhundert die Gemüter. Nur dass statt Kohle und Gas damals Wind, Wasser und Pferdestärken die Alternativen hießen.