Aleksandra Stojanoska
Seit 1929 war der berufliche Werdegang von Martha Bringemeier eng mit der Volkskundlichen Kommission für Westfalen verknüpft. Als wissenschaftliche Referentin, vertretungsweise sogar als Vorsitzende und langjährig als Geschäftsführerin hat sie die Arbeit dieser wissenschaftlichen Landesstelle geprägt.
In einem zweijährigen Forschungsprojekt soll deshalb nun ihre wissenschaftliche Biografie aufgearbeitet werden.
Martha Bringemeier lebte von 1900 bis 1991. Sie entstammt einer katholischen Familie aus dem münsterländischen Dorf Riesenbeck. Nach ihrem Volksschulabschluss machte sie eine Ausbildung zur Volksschullehrerin und war danach als Hauslehrerin auf einem Bauernhof tätig. Dort hörte ihr Karriereweg jedoch nicht auf. Nach erfolgreichem Ablegen des Ergänzungsabiturs in Münster, studierte sie Germanistik, Englisch und Volkskunde an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (heute Universität Münster). Parallel arbeitete sie an der Höheren Mädchenschule im nahe Münster gelegenen Greven. 1931 wurde Bringemeier von Julius Schwietering mit einer Gemeindestudie zum Thema Gemeinschaft und Volkslied promoviert. Im Zentrum dieser Arbeit stand das gemeinschaftlich gesungene Liedgut in ihrem Heimatdorf Riesenbeck.
Während ihres Promotionsstudiums ab 1929 nahm Martha Bringemeiers berufliche Verbindung zur Volkskundlichen Kommission für Westfalen ihren Anfang. Sie fand in der ein Jahr zuvor geründeten volkskundlichen Landesstelle eine Anstellung als „wissenschaftliche Assistentin“. 1932 verließ sie die Kommission, um den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an höheren Schulen am Pädagogischen Bezirksseminar Dortmund abzuleisten. Während ihres Referendariats bekam Bringemeier 1933 das Angebot als Dozentin an der Hochschule für Lehrerbildung in Dortmund zu arbeiten und gab ihre weitere Schulkarriere zu Gunsten einer Beamtenlaufbahn auf. 1942 kehrte sie als Provinzialverwaltungsrätin zur Volkskundlichen Kommission zurück und blieb dort bis zu ihrer Rente 1965. Sie hat nicht nur das Archiv für westfälische Volkskunde und die Rheinisch-Westfälische Zeitschrift gegründet, sondern die Geschäftsstelle in der Kriegs- und Nachkriegszeit organisiert. Zwischen 1947 und 1965 wurden ihr außerdem Lehraufträge von der Pädagogischen Akademie Emsdetten und Münster sowie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster übertragen. Für ihre (wissenschaftlichen) Leistungen wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz und mit einer Ehrenprofessur gewürdigt.